Mit Interesse haben wir die vier Diskussionsbeiträge in der Donaustädter Bezirkszeitung (siehe Pressespiegel) der politischen Parteien über das für und wider unserer Lebens- und Wohnform verfolgt. In allen Beiträgen fanden wir Aussagen, die wir ebenfalls richtig und wichtig finden. Allerdings gab es auch Sichtweisen, die offensichtlich auf Missverständnissen aufbauen und ein falsches Licht auf uns – und unsere Art zu leben – werfen. Wir begrüßen es Thema einer öffentlichen Debatte geworden zu sein und möchten daher ebenfalls Stellung nehmen:
Seit acht Jahren gibt es das Phänomen Wagenplätze in Wien. Eine Gruppe existiert seit 4 Jahren, anerkannt und rechtlich abgesichert, zwei weiteren Wagenplätzen fehlt dieser Status und der legale, langfristige Rahmen.
Der Wagenplatz Gänseblümchen existiert seit etwa zwei Jahren im Schatten der Seestadt Aspern. Die auflagenstärkste Zeitung (Heute) titelte am 06.08.2012 Die ersten Mieter der Seestadt sind „Gänseblümchen“ und Der Standard nannte uns am 08.11.2012 liebevoll Asperns bunteste Blümchen. Beim Wagenplatz Gänseblümchen handelt es sich um eine Gruppe von ca. 20 Personen die in solidarischer Ökonomie, in Wägen gemeinschaftlich zusammenleben. Gleichzeitig ist der Wagenplatz ein bisschen was von allem: Abenteuerspielplatz, Veranstaltungsgelände, Soziales Zentrum, Experimentierfeld – Freiraum. Irgendwie scheint der Wagenplatz eine Begleiterscheinung oder erwünschte Nebenwirkung von Stadtentwicklung zu sein.
Wien wächst und wird jünger und die Donaustadt spielt eine nicht wesentliche Rolle in dieser Stadterweiterung. Wir stehen neben einem der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas: Immer wieder finden neue Bewohnerinnen, Studierende, KünstlerInnen zu uns. Sie sprechen uns Mut zu und danken uns, dem Wagenplatz dafür, ihre eigenen Projekte, Studien, Workshops bei und mit uns durchzuführen zu können oder einfach nur Gastfreundschaft und Inspiration erhalten zu haben.
Das Leben hier innerhalb einer Dauerkundgebung ist umständlich: Wasser müssen wir in Kanistern von weither anschaffen, den Müll, auch solchen den irgendwer in unserer Nähe ablagert, müssen wir selbst entsorgen. Gleichzeitig ist diese politische Versammlung aber für uns solange notwendig, bis Wagenplätze und ähnliche Projekte von der Stadtpolitik endlich akzeptiert, legalisiert und als Bereicherung für die Stadt erkannt werden.
Wir stehen weiterhin auf öffentlichem Grund und demonstrieren für die Akzeptanz experimenteller Wohnformen. Aber neben der Politik steht auch die private Entwicklungsgesellschaft der Seestadt Aspern in Ihrer Verantwortung. Wer eine Stadt für 20.000 Wohnende und 20.000 Arbeitende bauen will und mit Partizipation und Freiräumen wirbt, hat damit zu rechnen, dass selbstorganisierte Gruppen, wie wir, dieses Angebot beim Wort nehmen wollen.