Seestadt Aspern? Nicht ohne Gänseblümchen!
Mrz28
RAUBTIERKAPITALISMUS FRISST GÄNSEBLÜMCHEN
Utl.: Wagenburg-Kunstkollektiv löst sich nicht in Luft auf.
Wien Donaustadt (OT) – Die ersten Bewohnerinnen der Seestadt Aspern müssen bis 5. April ihren Standort aufgeben und, aus Mangel an Alternativen, sich zurück auf die Straße stellen. Ganz offensichtlich sind Menschen, die in Wagen leben, in Österreich und insbesondere in Wien immer noch nicht wünschenswert.
Für die Entwicklungsgesellschaften ist der Wagenplatz eine Gefahr, das Bild einer sauberen und modernen Stadt zu stören. Dabei wird das Top-Down-Planungskonzept auch von vielen Fachleuten als zu steril kritisiert. Bottom-Up organisierte Inseln, wie der Wagenplatz Gänseblümchen, wären ideal um auch natürliche Stadtentwicklungsprozesse anzustoßen.
Hier will eine private Gesellschaft, die 3420 Aspern Development AG, beim Stadt bauen lieber ungestört bleiben: Rechtlich seien sie den Gänseblümchen gegenüber zu nichts verpflichtet heißt es. Die private Besitzerin, die Wirtschaftsagentur Wien, brauche keine Argumente. Wer trotzdem welche hören möchte bekommt zu hören „Hier ist kein Platz“ oder „Es ist viel zu gefährlich“.
Dabei präsentiert sich hier ein ganz anderes Bild: Freie Flächen gibt es in der Seestadt ohne Ende, das Entwicklungsgebiet umfasst 240 Hektar Acker, von dem derzeit nur ein kleiner Anteil bebaut wird. Die Seestadt versucht sich daher als offenes und partizipatives Projekt darzustellen, um die Aufmerksamkeit und Akzeptanz der Wiener Seele zu erreichen. Wer an dieser Entwicklung aktiv mitmischen will, wird aber vor die Tür gesetzt.
„Von allen Seiten bekommen wir zu hören wie schade es sei, dass wir es bei der Platzsuche so schwer haben.“ doch was nützt uns Sympathie und Nettigkeit wenn uns die Verantwortlichen immer wieder auf die Straße setzen?“ so eine Bewohnerin des Platzes.
Wir fordern die Seestadt Aspern auf ihrer Verantwortung als größtes Stadtentwicklungsprojekt nachzukommen, den Wagenplatz Gänseblümchen auf ihrem 240 ha Grundstück zu belassen und damit selbst organisierten Strukturen die Möglichkeit zu geben aktiv an der Stadtentwicklung teilzunehmen.
—-
Hintergrund:
Letztes Jahr (Juli) wurde dem Wagenplatz Gänseblümchen ein Grundstück in der Seestadt Aspern in Aussicht gestellt, dann aber doch verweigert. Die Seestadt argumentierte mit zu wenig Platz und Sicherheitsproblemen. Nach einem Monat Demonstration am Straßenrand und kritischer Nachfrage von einigen Medien, wurde der Wagentruppe für zwei Monate (August bis September) eine kleine Fläche zur Verfügung gestellt. Diese Zeit sollte genutzt werden um in Kooperation mit der Stadt eine längerfristige Lösung für den Wagenplatz zu finden.
Daraus wurde schlussendlich nichts und die Gruppe musste zurück auf die Straße (Oktober bis Dezember) um von dort wieder auf ihre Situation aufmerksam machen. Nach zähen Verhandlungen und weiteren Anfragen verschiedener Medien wurde erneut kurzfristig die Überwinterung in der Seestadt ermöglicht. In Gesprächen hieß es anfänglich sogar, dass eine längerfristige Lösung in der Seestadt ermöglicht werden könnte.
Rückfragen per Mail an: gaensebluemchen@wagenplatz.at oder per Telefon: 0680-5078226